Die Fußball-AG der OberstufenschülerInnen, LehrerInnen und Ehemaligen
Es ist Freitag kurz nach 13 Uhr, im Lehrerzimmer keimt eine zarte Aufbruchstimmung, ringsum sind vereinzelte Plaudereien vernehmbar, letzte Notizen für die anstehende Woche sind noch rasch erledigt, nach und nach wünscht man sich sodann ein schönes Wochenende – und schon wird der Raum spürbar leerer. Es verbleiben scheinbar vereinsamte Gestalten wie Herr Panning, Herr Gohl, Herr Pfeiffer, Herr Kutter, Herr Mohammadzadeh oder Herr Nielsen sowie auch der Schulsozialarbeiter Herr Lange. Der Blick jener Zurückgelassenen wird fokussierter, der Puls steigt langsam an, denn nun ist es in greifbarer Nähe: Das heimliche Highlight der Woche, der sakrale Moment – der Beginn der wöchentlichen Oberstufen-Fußball-AG nämlich, bei welcher sich Woche für Woche die Schüler der Jahrgangsstufen 10-13 sowie ehemalige Schüler des LMGs mit oben genannten Lehrkräften messen. Letztgenannte können sich meist auf einen verlässlichen Rückhalt berufen, da unser Schulleiter, Herr Damp, ebenfalls regelmäßig erscheint und als Torwart den Kasten der Lehrer sauber- und unerwünschte Eindringlinge aus dem Strafraum fernhält. Auch die Oberstufenleitung in Person von Herrn Veenhuis beehrt uns das ein oder andere Mal und glänzt nicht nur aufgrund goldenen Schuhwerks, sondern auch aufgrund von Erfahrung und „Abgezocktheit“.
Dann ist es endlich soweit, der Häuptling (formal: Leiter der AG) Herr Kohl verkündet den Aufbruch gen Sporthalle: Und schon rollt der Fairtrade-Ball (Was für eine Art von Ball sollte es bei einer Kohl’schen Ag auch sonst sein?), es beginnen die heiligen Spiele und für die nächsten 90 Minuten rücken Klausuren, Zensuren oder Referate für die Lehrer wie auch gleichermaßen für die Schüler in den Hintergrund. Der ein oder andere Lehrer schwelgt noch träumerisch in Erinnerungen an den sensationellen Landesmeistertitel der Lehrer aus dem Sommer 2018, ehe man durch einen liebevollen Bodycheck der Abwehrmaschinen Gabriel, Marco oder Jannik jäh aus derartigen Träumereien gerissen wird. Während jene Genannten dabei nicht gegen das Regelwerk des Fußballs verstoßen, sprengen in der nächsten Situation Spielerinnen und Spieler aufseiten der Schüler die Grenzen der Physik und versetzen selbst die für diese Wissenschaft auserkorenen Lehrkräfte in ungläubiges Staunen: Wo kamen Aninas Beine plötzlich her? Wieso bekommt man Erik nie zu fassen? Und wie konnte Marco diesen Ball noch von der Linie kratzen?
Auch ethisch-moralische Grenzen werden regelmäßig überschritten, da es Oktay und Tim immer wieder wagen, ihre erbarmungswürdigen Lehrer mit frechen „Tunnlern“ (formal: Beinschüssen) zu demütigen. Den Lehrkräften, hier auch gerne als „alte Säcke“ bezeichnet, bleibt nichts übrig, als sich hin und wieder mit frechen Tricks und „Tunnlern“ zu revanchieren. Solche Aktionen werden vonseiten der Schülerschaft gern mit einem choralen „Auuuuaaa“ begleitet. Für Unterhaltung durch technische Kabinettstückchen sorgen auch regelmäßig Jonnas und Nevfel, die eigentlich alles können – bis auf einfach und unspektakulär. Die Sporthalle verwandelt sich ebenfalls in eine tobende Manege, sobald sich Tony, Torwart der Schüler, waghalsig wie ein griechischer Sagenheld in die Schüsse der Lehrer wirft und jene Akteure regelmäßig zur Verzweiflung bringt.
Gerade ringen Schüler und Lehrer um den Sieg, da ertönt schon die Schlusssirene. Jene wird wie immer durch Herrn Kohls Stimmbänder gebildet („ÜÜÜÜÜP“). Mancher ist verwundert, wie schnell die Zeit vergangen ist, mancher ist hingegen eher erstaunt, woher der Leiter der AG nach all seinen (mitunter konstruktiven) Kommentaren über das gesamte Spiel hinweg noch die nötige Stimmkraft bezieht.
Nach und nach verabschieden sich die Schülerinnen und Schüler von den Lehrern, wünschen jenen in wohlerzogener Manier ein schönes Wochenende – es verbleiben scheinbar vereinsamte Gestalten wie Herr Panning, Herr Gohl, Herr Pfeiffer – Moment, nun gehen auch diese Lehrer ins verdiente Wochenende und freuen sich darauf, nächste Woche wieder an der AG teilzunehmen.